EINSICHTEN - BODEN
Impressionen vom Kürbisacker: v.l.n.r. Eigentlich hätten die Blätter des Kürbis den Boden vollständig bedecken sollen, dann wäre kein Gras nachgewachsen. Ein Hagelsturm im Sommer hat die Kürbispflanzen oberirdisch fast völlig zerstört und so hatte das “Unkraut” Vorsprung vor dem Kürbis. Das mittlere Bild zeigt die Reste der diesjährigen Mulchauflage und die grobe Körnerstruktur des Bodens. Andi (Kainzlbauer) und Michal (Hofhelfer) liegt eine lebendige Bodenstruktur sehr am Herzen.
Wachstum am Kürbisacker – anders als erhofft
oder Der Weg zum Glück mit kleinem Kürbis
Unsere diesjährige Kürbisernte fällt mager aus: die wenigen Kürbisse, die Andi, Kainzlhof, und die Schüler*innen aus Prien an ihrem Aktionstag diese Woche vom Feld holen konnten, sind relativ klein. Sicherlich erinnert ihr euch noch an die starken Unwetter in diesem Sommer, von denen eines den Kürbisacker der Mitterers fast vollständig zerstört hat (Wochenmail KW 31). Warum wir alle – der Landwirt, sein Helferteam und wir Ernteteiler*innen - aber trotzdem Grund zur Freude über den Erfolg haben dürfen, liegt am Boden. Der Humusgehalt im Boden ist in diesem Jahr sicherlich überdurchschnittlich gestiegen: insgesamt wurden rund 45 Tonnen Mulchmaterial (Grünschnitt) auf dem einen Hektar Kürbis- und Krautacker ausgebracht. Das Ausbringen des Mulches hält die Feuchtigkeit im Boden und bietet u.a. Regenwürmern ein geeignetes Milieu. Makro- und Mikrofauna fressen das Mulchmaterial, graben Gänge und lüften den Boden.
Eine sehr arbeitsintensive, aber achtsame Bearbeitung von Andi, führt dazu, dass trotz der Bewirtschaftung des Ackers der Humusgehalt im Boden aufgebaut und nicht - wie v.a. im konventionellen und aber auch im ökologischen Gemüseanbau - abgebaut wird.
Schonende Bodenbearbeitung durch viel Handarbeit beim Pflanzen, Ausbringen von Mulch und Jäten, um eine Verdichtung des Bodens durch schwere Maschinen zu vermeiden und auch eine bestimmte Fruchtfolge auf dem Acker, d.h. ein jährlicher Wechsel von Getreide, Gemüse und Kleegras trägt zusätzlich zur natürlichen Bodenfruchtbarkeit bei.
Zugegeben, das was also gewachsen ist, nämlich die Humusschicht, war schon auch so beabsichtigt und wäre bei dieser Art der Bearbeitung auch gewachsen, wenn wir eine reichliche Kürbisernte erreicht hätten. Aber dadurch, dass wir so wenige Kürbisse vom Feld tragen konnten, wurden dem Boden kaum Nährstoffe entnommen und so ist die Humusschicht in diesem Jahr sicherlich mehr gewachsen als in anderen Jahren. Die Ernte im nächsten Jahr sollte - was den Boden anbelangt - sicher sein! Und ganz nebenbei hat der Acker auf diese Weise auch einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet, denn auch hier werden große Mengen CO2 gebunden.
Bodenbewirtschaftung, die Humus aufbaut, ist in einer Landwirtschaft, die sich an Marktpreisen orientiert fast unmöglich. Denn die Leistung der Gärtnerin und des Landwirts für die Bodenfruchtbarkeit wird heute bei Produkten im Supermarkt nicht eingepreist. Solawis bieten die Möglichkeit das zu tun! Denn hier geht es nicht um Geld – sondern um Erfolg. Um langfristigen Ernteerfolg.
Wir finden, dass Bodenfruchtbarkeit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und stärker in den Fokus rücken sollte. Unsere Jolling e.G. lebt diese Verantwortung und unterstützt die Landwirte bei dieser achtsamen und aufwendigen Arbeit. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen auf den Acker zu kommen, um ein bisschen in der Erde zu graben, daran zu riechen und seine Lebendigkeit zu spüren. Eine Lebendigkeit, die Dank eurer Verantwortung möglich ist!
Der Weg zu mehr Bodenfruchtbarkeit steht aktuell in Konkurrenz mit wirtschaftlichen und personellen Ressourcen. Ein Anfang ist gemacht. Wir sind bereit in weiterzugehen und auch den anderen Mitgliedsbetrieben zu ermöglichen diesen Fokus weiterhin auszubauen.
Suchbild: Der fleißige Helfer beim Düngen
LUMBRICUS – DER STILLE HELFER IM UNTERGRUND
Der Regenwurm, lat. Lumbricus, ist vielleicht der fleißigste Helfer am Acker. Seine langen Gänge belüften den Boden, erleichtern das Wurzelwachstum der Pflanzen und sind zugleich wichtiger Hochwasserschutz: Durch die schwammartige Struktur eines lebendigen Bodens, kann dieser deutlich mehr Wasser aufnehmen, was wiederum bei Starkregenereignissen (wir erinnern uns an diesen Sommer…) einen enormen Unterschied macht und die Bodenerosion vermindert.
Die Tiere ziehen über Monate hinweg das aufgebrachte Mulchmaterial in den Boden, zersetzen es und scheiden „Humus“ wieder aus. In solch einer Humusschicht sind die für ein gesundes Gemüsewachstum notwendigen Mineral- und Nährstoffe enthalten.
Durch mehrmaliges Fressen und Ausscheiden des Kotes erfolgt eine Aufkonzentration der Nährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium um ein rund siebenfaches der Ausgangskonzentration im Boden und damit eine sukzessive Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit.
Regenwürmer produzieren zwischen 40 und 70 Tonnen Kot pro Jahr und Hektar. Der nährstoffreiche Kot dient anderen Bodenorganismen, z.B. Asseln, Doppelfüßlern, Nematoden und Collembolen wiederum als Nahrung.
Quellen:
Gespräche mit Andi Mitterer auf dem Acker
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/pflanzenbau/bodenschutz/bodentiere-regenwuermer.html.
„Guter Boden – Sauberes Wasser“; Demeter Journal, Herbst 2021.
Filmtipp zum Thema: Unser Boden – Unser Erbe; Marc Uhlig; Lighthouse; 2021.
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